Katrin Jaquet
 


ILLUMINATIONS OF DISENCHANTMENT 


Anja Engelke, Saeed Foroghi, Ingo Gerken, Esther Hagenmaier, Karen Irmer, Katrin Jaquet, Ute Lindner, Anastasia Mityukova


 

Gruppenausstellung im Rahmen des Monats der Fotografie OFF

ATELIER JAQUET Langhansstr. 139  13086 Berlin-Weißensee  

Tram 12, M13 Behaimstr. oder M4 Antonplatz


3. März bis 1. April 2023





Ausstellungsansichten: 




Die Gruppenausstellung „Illuminations of Disenchantment“ versammelt acht KünstlerInnen, die die Grenzen des Mediums Fotografie und seine konventionellen Präsentationsformen ausloten oder überschreiten.

Der Titel, der einem Buch des Theoretikers Jonathan Crary entlehnt ist, verweist auf Licht, Erleuchtung, Entzauberung. Diese Aspekte tauchen in den gezeigten Arbeiten auf ganz unterschiedliche Weise auf: geschichtete oder zusammengesetzte Wirklichkeiten, Vexierbilder falsche Spiegelungen, inszenierte Raumsituationen, Lichtspuren der Vergangenheit, Bilder im Bild, enttäuschte Erwartungen finden sich in Objekten, Installationen und klassischen Fotografien.





Anja Engelke (geb. 1983, lebt in Bremen)               


Reborn 


In ihrer fotografischen Arbeit "Reborn" spielt Anja Engelke mit Realität und Fiktion. Kleine neugeborene Babys liegen zerbrechlich in ihren Wiegen. Drei schlafen friedlich. Zwei sind wach und schauen den Betrachter dieser Fotografien direkt an. Aus vielen Familienalben kennen wir die Ästhetik dieser Art von Bildern. Doch nach einer Weile spüren wir, dass mit diesen Fotos etwas nicht stimmt.







Saeed Foroghi (geb. 1977, lebt in Berlin) 


Ab-Decken

Diese Arbeit besteht aus acht Fotografien, die Saeed Foroghi in seiner häuslichen Umgebung mit den in Negativfarben gedruck-ten Flaggen der G8-Staaten aufgenommen hat. In jedem Bild werden zwei Fotografien – einmal in Negativ und einmal in Positiv – mit der Technik des Lenticularprints zusammengefügt.







Ingo Gerken (geb. 1971, lebt in Berlin)      

Offenes Buch

Ingo Gerken schlägt hier im wahrsten Sinne des Wortes ein neues Kapitel in seiner Werkserie Bibliosculptures auf. Abbildungen von aufgeschlagenen Ausstellungspublikationen oder Kunstmagazinen werden zum Untersuchungsgegenstand. Scheinbar zufällig geöffnete Buchseiten erzeugen ein Spiel von Kräften oder Zusammenhängen zwischen Text-, Objekt- und Bildkomposi-tionen. Indem diese Ansichten von Büchern im Buch abgebildet sind, wird das Medium selbst zum Analysegegenstand und zur Analyse zugleich.



 



Esther Hagenmaier (geb. 1975, lebt in Ulm)          

Für die ‚shaped photographies‘ fotografiert Esther Hagenmaier Ausschnitte aus Architekturen. Schon bei der Aufnahme komponiert sie mit dem gezielt gewählten Kamerastandpunkt und abstrahiert soweit wie möglich. Später reduziert sie das fotografische Bild durch Beschneiden der Außenkanten nach und nach weiter auf seine wesentlichen Inhalte. Außer dieser Neudefinition der Bildkanten werden von ihr am Bildinhalt keine Veränderungen vorgenommen. Die so entstandenen Bildobjekte haben eine jeweils individuelle geometrische Umrissform. Sie erzeugen durch formale Strenge Ruhe und sind gleichzeitig ein Impuls im Raum. Das fotografische Bild entfernt sich von seiner Abbildfunktion und wird zum Seh- und Wahrnehmungsfeld.








Karen Irmer (geb. 1974, lebt in Augsburg)   

   
Karen Irmers künstlerisches Ausgangsmaterial sind formal reduzierte filmische und fotografische Ausschnitte, in denen die Grenze zwischen real existierender und vorgestellter Welt verwischt und die dualistische Subjekt-Objekt-Relation aufgelöst wird. Die menschliche Wahrnehmung gerät derart ins Wanken, dass ein vermeintlich sicherer Ort mitunter in ein beunruhigen-des Szenario kippt.












Katrin Jaquet (geb. 1971, lebt in Berlin) 

Bereits in ihren frühen Arbeiten hinterfragt Jaquet das Wesen der Fotografie. Sie ist sich bewusst, dass uns die Fotografie vor allem durch ihre scheinbare Einfachheit fasziniert; dennoch ist es ihre Komplexität, die sie interessiert. Sie nutzt das Medium sowohl als Ausdrucksmittel wie auch als Gegenstand ästhetischer Forschung und kritischer Reflexion. Statt von Fotografie wäre es hier angebracht, von Metafotografie zu sprechen. Jaquet spielt ständig mit dem Bild, mit Verzerrungen, Überbelichtungen, Überblendungen. Sie erforscht Transparenz und Opazität, taucht ihre Motive in Schatten oder stellt sie ins grelle Licht.
Nathalie Herschdorfer







Ute Lindner (geb. 1968, lebt in Berlin)     

Bei den ausgestellten Arbeiten handelt es sich um zwei Wandbespannungen aus den Ausstellungsräumen der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel, Schloß Wilhelmshöhe (…) {und zwar} um einen karminroten Filz, der im Laufe der letzten 25 Jahre durch das UV- Licht der Sonne stark ausgeblichen ist. Lediglich dort, wo ursprünglich die ausgestellten Gemälde hingen, ist das Rot noch so frisch wie am ersten Tag.

Die präsentierten Wandbespannungen sind materielle Objekte mit einer eindringlichen, ästhetischen Präsenz. Gleichzeitig haben sie eine Oberfläche, die auf etwas verweist, was nicht anwesend ist. Sie ist die Grenzschicht, an der sich ihre Bedeutung in einen anwesenden und einen abwesenden Bestandteil spaltet. In ihrer Materialität, ihrer Größe und ihrem Format verweisen die Arbeiten zuerst auf sich selbst. Der Filz fungiert als ein Medium, in das die Formen der Bilder als dauerhafte Fixierungen eingebrannt worden sind.
Hans-Dieter Huber




Anastasia Mityukova (geb. 1992, lebt in Genf)       

Bevor Anastasia Mityukova nach Grönland fuhr, war dieser Ort eine Fiktion, ein Ort, den sie sich in ihrer Fantasie aufgebaut hatte, genährt durch Romane, Geschichten von Entdeckungsreisen, Bilder aus Filmen und Dokumentationen seit ihrer frühen Kindheit. Als sie zum ersten Mal nach Qaa-naaq, dem nördlichsten Dorf der Welt, aufbrach, wurde ihr klar, wie sehr ihre Fantasie von den makellosen und grandiosen Bildern, die wir alle vom hohen Norden haben, getäuscht wurde. Vor Ort herrschte eine Strenge, eine Leere, eine Brutalität des Lebens, die fast nicht fotografierbar" ist. Auf dem Rückweg fragte sie sich, woher diese Vorstellung kam. Sie betrieb eine Art Archäologie ihres eigenen Wissens, indem sie die Bücher ihrer Kindheit neu las und dort Klischees und Stereotypen fand.


"Disappearing act" sind Bilder aus einem dieser Bücher über Grönland. Akribisch radierte sie jedes Bild aus. Ein langwieriger Prozess, der es ihr ermöglichte, einen neuen Schritt in ihrer künstlerischen Forschung zu tun.
Die doppelseitigen Bilder aus dem Originalbuch werden in Rahmen präsentiert, die in den Raum ragen.